Samstag, 16. April 2011

Gstanzlsingen im Tannenhof


Gestern aben wurde der Gstanzl Kaiser im Tannenhof gekrönt.....
aber erst mal zur Erklärung - was ist überhaupt ein Gstanzl?
Gstanzln werden vielfach aus dem Stegreif in der jeweiligen Mundart gedichtet und vorgetragen. Gute Gstanzlsänger können stundenlang Gstanzln vortragen, ohne sich zu wiederholen.

Meist handelt es sich um gereimte und gesungene Improvisationen, die von heiteren und ernsten Vorgängen, Gemütsstimmungen, Lebensanschauungen und Schwächen des Menschen handeln. Ein echtes Gstanzl besteht aus einem einzigen Vierzeiler, wobei sich die erste auf die zweite oder auf die dritte Zeile reimen kann.

Gstanzln mit ihren unzähligen Melodien leben vor allem vom Vortrag in der entsprechenden Situation. Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen Gstanzln entstehen. Sehr beliebt ist das Gstanzlsingen auf Bauernhochzeiten in Ober- und Niederbayern, wobei sich der Hochzeitslader über die Brautleute und die geladene Gesellschaft lustig macht. Das Gstanzl kann derb und hart, aber auch zart und innig sein.

Gstanzln werden oft von Generation zu Generation mündlich weitergegeben und erleben je nach Region und Zeitraum verschiedenste Varianten. Sie werden aber auch heute von Burschen neu „erfunden“, um aktuelle und auch politische Begebenheiten scherzhaft zu beschreiben.

Das Gstanzl ist im alpenländischen Musikraum sehr bekannt und beliebt. Einer der berühmtesten Gstanzlsänger war der Roider Jackl, der vor allem durch seine politischen Gstanzln überregional bekannt wurde. Auf dem Münchner Viktualienmarkt und in Freising gibt es dem Volkssänger zu Ehren einen Brunnen.

Gstanzln werden sowohl im Wirtshaus oder bei Sängertreffen, als auch beim Tanz gesungen. Die Tänze sind typischerweise Ländler, Steirer oder Boarische, die durch Zusammenstehen der Burschen im Kreis mit gemeinsamem Singen von Gstanzln, oft mit nachfolgendem rhythmischem Klatschen, dem sogenannten Paschen unterbrochen werden. Der Vorsinger, zumeist ein erfahrener Tänzer, singt die erste Zeile des Gstanzls an und die anderen Burschen fallen ein. Im Ausseerland (Steirisches Salzkammergut) steht der Landler im 2/4-Takt, der Steirer im achttaktigen 3/4-Takt und der Waldhansl im Walzertakt. Dieser Teil des Salzkammergutes ist eine Hochburg der Tracht, der Volksmusik, und des Singens und Paschens.

Waren es traditionellerweise nur die Männer oder Burschen, denen das Gstanzl-Singen vorbehalten war, begeistern sich heute immer wieder auch Frauen am Reimen und Singen.

und genau deshalb lud gestern die Brauerei Kaltenhausen zum "Kaiser G`stanzlsingen in den Tannenhof ein, damit Einheimische Ihre bissigen und lustigen Texte zum Besten gaben. Bei übervollem Haus konnte viel gelacht werden. Die Kapruner Tanzlmusi, die Deutinger Buam aus Eschenau sowie Phillip Meikl und jede Menge Gstanzlsänger sorgten für eine stimmungsvollen Abend - wir gratulieren recht herzlich den Siegern - den "Selber G´strickten" aus Walchen die uns am 13. Mai 2011 beim "Kaltenhausner G`stanzlsingen" stimm- und wortgewaltig vertreten werden!
ein paar Fotos gibts hier - die Texte bleiben aber im Archiv, da nicht jeder schonungslos davon gekommen ist ;-)
...hier ein Teil des Sieger "Gstanzls" -
"Jedn Vogei im Wald drobm is des Herzei so schwa,
wie sie wüschn se den Lift auf´n Sunnberg jo a.
Wie do kemman donn de Vögl von nah und von fern,
aus Moskau, aus Dubai und an etla a aus Wean.
Und dann bau ma insre Nestei auf de Stützn 1 bis 9
und do vögl ma von Herzn, so a Lebm, des war halt fei."

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